Hi Leute ich bins mal wieder!
wie man sieht kommen meine Einträge jetzt nicht mehr so regelmäßig, liegt einfach daran, dass der Studentenalltag nicht mehr so spannend ist, dass man gleich alles erzählen möchte. Aber ich denke das macht nicht allzu viel aus, denn so bleiben die Einträge einigermaßen spannend.
Am Wochenende waren wir ja wie gesagt mit unserem Dozenten Bill Steele auf Erkundungstour in Ryôgoku. Ryôgoku ist ein sehr geschichtsreicher Ort, denn dort am Sumida Fluss trafen die Provinzen Musashi und Shimôsa zusammen. Daher auch der Name Ryôgoku, was soviel bedeutet wie 2 Länder. Der Ort ist unheimlich bekannt für das große Sumo-Stadion Ryôgoku Kokugikan, welchess auch unweit vom Bahnhof entfernt ist.
Überall gibt es immer wieder Anspielungen auf Sumo, sein es die bunten Fotomotivwände, die am Banhof stehen oder die Statuen von berühmten Sumotori, die im ganzen Viertel zu sehen sind. Diese sind ungefähr vergleichbar mit dem Walk of fame in Hollywood, denn man kann die Handabdrücke des jeweiligen Ringers am unteren Sockel der Statuen meist auch finden. Es kommt auch gar nicht so selten vor, dass man auf der Straße auch Sumotori antreffen kann. Diese fallen auch sehr schnell auf, da sie meist im Yukata unterwegs sind und ihre traditionelle Frisur eigentlich immer so tragen wie im Ring. Auf Bilder machen hab ich da jetz aber verzichtet, weil das ja schon VIPs sind und ohne zu fragen wirkt man da bestimmt wie ein Paparazzi. Allerdings ist Sumo bei weitem nicht das einzige, was der Ort zu bieten hat.
Zur Edo-zeit wurde der Stadtteil von vielen Daimyo als Unterkunft genutzt, denn nach der Einigung Japans durch Tokugawa Ieyasu nach der Schlacht von Sekigahara galt es besonders die ehemals feindlichen Daimyô in ihrer Macht so einzuschränken, dass sie für das Tokugawa-Shôgunat keine Gefahr darstellten aber gleichzeit noch wirtschaftlich genug zu lassen, um dem Shôgunat von Nutzen sein zu können. Daher wurde eine sehr spezielle Praxis des Sankin Kôtai durchgeführt, bei der jeder Daimyô für ein Jahr nach Tôkyô (Edo) kommen musste mitsamt seinem ganzen Gefolge. Eine Daimyô-Residenz haben wir auch besucht und dazu noch eine sehr berühmte. Vielleicht kennt jemand die Geschichte von den 47 Rônin (herrenlose Samurai) die sich für die Ermordung ihres Herren Rächen wollten, obwohl dies dem Kodex des Bushidô widersprach. (Allein schon ein Attentat zu planen gehört nicht zum eigentlichen Verhalten eines Samurai)
Von Außen macht die Residenz erstmal nicht viel her aber sicherlich war sie in der Edozeit viel größer und prunkvoller. Nichtsdestotrotz wurde das Haus zu einer Gedenkstätte für den Daimyô Yoshihisa Kira umgewandelt, die sogar über einen eigenen kleinen Shintô-Schrein verfügt. Kira war ein Daimyô am Hofe von Edo und sollte andere Daimyô aus Pronvinzen die höfische Etikette lehren. Jedoch galt er als sehr korrupt und erwartete stets Geschenke als Gegenleistung für seine Dienste. Ein Daimyo (Naganori Asano) weigerte sich jedoch Kira zu bezahlen und wurde im Gegenzug von Kira in aller Öffentlichkeit verspottet und als "Dorfdepp" dargestellt. Irgendwann verlor Asano die Beherrschung, zog sein Schwert und attackierte Kira, jedoch blieb dieser bis auf einen Kratzer an der linken Wange unverletzt. Da man im Palast sein Schwert nicht ziehen durfte, und das attackieren von Hofbeamten auch zur unseglichen Schmach führte, sah sich Asano gezwungen Seppuku (Selbstmord) zu begehen. Seine getreuen Samurai wurden dadurch zu Rônin und verfluchten Kira dafür, dass er ihren Herren in den Tod gestürtzt hatte durch seine Art. Sie planten ein Attentat, welches auch gelang und begangen danach alle Selbstmord. Da dies in einer Zeit geschah, in der Samurai und Daimyô größtenteils als Beamte fungierten, die nicht länger große Schlachten gegen Feindliche Ländereien führten, wird dieses Ereignis unter einigen Japanern als ein Wideraufleben des Bushidô angesehen. Auf einem Friedhof beim Sengaku Tempel, unweit der Resideenz Kiras ist ein Friedhof auf dem die 47 Rônin begraben liegen.
Neben den Rônin liegen hier auch natürlich einige Sumotori begraben und es gibt auch ein großes Denkmal für eben diese. Außerdem kann man noch bemerken, dass Akutagawa Ryûnosuke, ein japanischer Schriftsteller der Meiji-Zeit (1868-1912) in Ryôgoku mit Gedenktafeln und Kunstwerken gewürdigt wird.
nach einem etwas längeren Fußmarsch, der uns unter anderem auch am Sumida-Fluss vorbeiführte (bei den Temperaturen möchte man am liebsten reinspringen..) kamen wir bei unserem nächsten ziel an, ein kleiner Park, der einst auch für Daimyô als Erholungsort genutzt wurde. Die Bilder davon werde ich mal nach ganz unten packen, weil die ganz schön so zum ausklinken sein können denke ich. Danach ging es noch zu einem Tempel der an das große Kantô-Erdbeben von 1923 errinern soll. Dort gibt es sogar ein Museum, in dem Werkzeuge, Utensilien, Briefe und andere ausstellungsstücke an die Zeit des Erbebens errinern sollen. Darunter findet man sogar einige Spritzen und Skalpelle aus Deutschland. Bereits in der Meiji-Zeit wurden deutsche Ärzte nach Japan gebracht, um die westliche Heilkunde zu lehren, wodurch natürlich auch die Bezeichnungen für einige medizinische Werkzeuge aus dem Deutschen übernommen werden. So ist die "Karute" in Japan eine Abkürzung für die Krankenkarte, die am Bett eines Patienten hängt und seine Symptome bzw. Krankheit aufzeigt. Schon ziemlich interessant, dass man auch mal etwas deutsches in einem Museum lesen kann.
Anschließend hätte man noch zum Edo-Tôkyô Museum gehen können aber einigen von uns war dass dann doch zu viel für einen Tag, bzw. manche kannten das Musem sowieso schon (So wie ich), deshalb entschieden wir uns nach Kichijôji zu gehen, ein Ort, der nur ein Paar Bahnstationen von Musashisakai entfernt ist. In einem Restaurant unweit vom Banhnhof haben wir also erstmal zu acht gegessen und hatten dabei noch eine kleine Showeinlage. Wie man auf dem Foto hoffentlich noch etwas erkennen kann tragen ein paar Leute einen sargähnlichen, goldenen Kasten durch die Stadt. Das ist aber kein Sarg sondern ein Omikoshi (ein Trageschrein). In Kichijôji fand nämlich am Wochenende ein Omatsuri statt, das ist ein Schreinfest, bei dem man auf die Straße geht, den Omikoshi durch die Stadt trägt und bei diversen Essensständen Leckereien kaufen und einfach eine gute Zeit haben kann. Omatsuri sind in Japan eher uneinheitlich. Je nach Ort finden immer andere Omatsuri zu anderen zeiten statt. man kann also nie genau sagen wann in einem Ort ein Omatsuri stattfindet, es sei denn maan wohnt dort längere Zeit oder fragt Anwohner. Der Sinn dieser Feste ist zusammen mit den Shintô-Göttern spaß zu haben um sie so friedlich zu stimmen, sodass man beispielsweise auf gute Ernten hoffen kann.
Tja das hätten wir im Edo-Tôkyô Museum nicht mitbekommen ;)
So und zum Abschluss jetzt noch wie gesagt die Fotos des kleinen Daimyô-Parks in Ryôgoku. Damit sag ich dann auch schonmal tschüss und bis zum nächsten Eintrag =)
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