Mittwoch, 24. Februar 2010

Gebalter Kulturboom im 2 1/2 Stunden Homestay

Da bin ich wieder und habe unglaubliche Neuigkeiten! Naja vielleicht nicht sooo unglaublich aber für mich war es doch schon eine äußerst einschlagende Erfahrung.

Erst einmal sorry, dass es gestern keinen Eintrag gab. Aber ehrlich gesagt ist auch nicht so viel Erwähnenswertees passiert.
Geplant war ja eigentlich Yasukuni-Schrein und Kaiserpalast. Aber da wir fälschlicherweise Annahmen, dass noch eine Kommilitonin von uns an diesem Tag ankommen sollte haben wir den Tag in Shibuya verbracht. Yvo hatte eine Kugel von ihrem Piercing verloren, und nachdem wir uns bei äußerst alternativ aussehenden Passanten nach dem Weg zum nächsten Piercingstudio erkundigt hatten, führte uns unser Weg wie gesagt nach Shibuya. Wenn man schon fast eine Woche in Tokyo unterwegs ist dann merkt man schon gar nicht mehr an welchen Orten die meisten Menschen unterwegs sind. Aber in Shibuya, wo die Leute kreuz und quer über die große Kreuzung vor dem Bahnhof laufen wird einem nochmal so richtig klar, wie viele leute doch täglich in Tokyo unterwegs sein müssen. Nebenbei bemerkt, denke ich dass diese Kreuzung auch diejeenige ist, die man in so vielen Dokumentationen und filmen sieht, denn bisher ist mir noch keine weitere Kreuzung aufgefallen wo die Leute auch diagonal über die Straße gehen können.
Wie dem auch sei nach einigen Minuten verzweifelten Suchens und weiterer Befragung von Leuten die unserer Meinung nach wissen können wo ein Piercingstudio ist, haben wir den Laden endlich gefunden. Aber wie sollte es anders sein... leider war der zu ^^'
Also sind wir zurück zum nach Hause, aber unsere Komillitonin war noch nicht da.
erst später stellte sich heraus dass sie erst einen tag später kommt.

Heut sind wir gemeinsam mit Shinobu und Shizuka am Minato Mirai spazieren gegangen und haben dann unser verlorenes Schäfchen dann endlich am Bahnhof Yokohama abgeholt ^^
abends habe ichnoch Katha zum Bahnhof Shinjuku begleitet, wo sie sich mit ihrer Tandempartnerin Chiharu treffen wollte. Eigentlich sollte ich ihr nur noch den Rückweg aufmalen und zurück nach Hause fahren aber netterweise hat mich Chiharu auch noch eingeladen mitzukommen. Nicht viel später stellte sich heraus, dass sich das alls sehr gute Entscheidung entpuppen würde.
chiharu wohnt zusammen mit ihrerer Mutter, kleinen Schwester, Oma, opa,Tante, Onkel ihren Cousinen etc etc xD in einem der ältesten noch erhaltenen Bukeya (Samuraihäuser) die es in Tokyo noch gibt

Allein wenn man schon durch so einen traditionellen Eingangsbereich hindurchgeht die mit alten Laternen verziert sind und durch die Pflanzen im Vorgarten auch sehr edel wirkt, wird einem schon klar, dass es sich hierbei um etwas ganz besonderes handeln muss.
Kaum an der Türschwelle angekommen und die Schuhe ausgezogen wurden wir auch schon von fast der ganzen Familie mit einem herzlichen "Willkommen" (also das deutsche wort!) begrüßt. Es ist wirklich erstaunlich, dass nicht nur Chiharus Mama sondern auch die Oma und Tante etwas deutsch sprechen. Alle waren bereits in deutschland, sogar meherer male, und ahben da scheinbar positive Erfahrungen mit einigen Deutschen gemacht, was auch der Beweggrund war für Chiharu mit Deutschlernen anzufangen.
Als wir das Wohnzimmer betraten, fanden wir einen reich gedeckten Tisch mit allerlei Essen und Getränke vor. Selbst 2 Stühle waren schon für uns aufgestellt, was ich sehr interessant fand, wenn man bedenkt dass ich eigentlich gar nicht eingeplant war als zweiter Gast ^^'
Die Familie war sehr interessiert an Deutschland aufgrund ihrer Erlebnisse dort, weshalb wir von allen seiten mit Fragen beschossen wurden xD
da waren wir auf jedenfall ziemlich platt. So viel Gastfreundschaft auf einen haufen sind wirbis dato gar nicht gewohnt gewesen, selbst für japanische Verhältnisse. zu erst war die Zurückhaltung deshalb auch sehr groß. Vorallem auch angessichts der Menge der Familienmitglieder, die nach und nach mal in den Raum spazierten und sich vorstellten, und des prunkvoll geschmückten Esszimmers, wodurch man sich gleich zurück in die Edo Zeit katapultiert gefühlt hat. Dementsrpechend wollten wir unsere Gastgeber auch nicht enttäuschen und haben so gut wie alles mitgemacht und versucht keine Fehler zu machen (wobei sie uns das mit Sicherheit verziehen hätten)

hier ein Foto von chiharu und einer ihrer Cousinen, Ami-chan (Sie hat noch eine Zwillingsschwester, die genau so aussieht wie sie aber in der Auffregung haben wir total vergessen nnach ihren Namen zu fragen.)
Gerade auch die Tatsache, dass so viele Familienmitglieder unter einem Dache wohnen lässt darauf schließen, dass es sich hier umeine sehr traditionstreue Familie handeln muss. In der Edo-Zeit (1603-1868) waren Familien, aufgrund des Ie-Systems, dass in der Zeit vorherrschend war, fast alle so beschaffen. Im Ie-System gibt es eine starke familiäre bindung und jedes Mitglied hat seinen Platz und seine Aufgaben. DerMann ist zum Beispiel Herr des Hauses und dafür verantwortlich den Familiennamen und Familienberuf fortzuführen.
Natürlich ist dieses Familie schon etwas moderner, trotzdem hatman als Japanologe Respekt vor solchen Menschen, wenn man diesen Gedanken im Hinterkopf hat.

Hier ein Bild von der Mama, dem Opa und auf seinem Schoß die kleine Ami-chan.
Sehr auffällig an der Familie ist auch, dass wirklich jedes Familienmitglied (bis auf ein paar kleine Ausnahmen) wirklich supergut drauf war, wodurch es auch meist ziemlich laut war.Aber davor hatte uns Chiharu auf der Hinfahrt ja schon gewarnt. ^^
in Wirklichkeit finde ich aaber gerade das super toll an der ganzen Familie, weil es zeigt dass sie sehr gesprächig und weltoffen sind.
Als wir uns dann irgendwann erstmal beruhigt haben und das Eis zu schmelzen begann kamen wir auch recht schnell ins Gespräch über die Erfahrungen der Familie mit Deutschlandund den Deutschen selbst, welche bis zum Urgroßvater zurückgeht, der schon in Deutschland Medizin studiert hat. Nebenbei gab es zu natürlich jede menge leckeres Essen wie Curry Reis, Salat, gebratenes am Speiß und ein paar Meeresfrüchte.

Bald schon stellte sich natürlich auch wieder einmal die Frage, was denn zwei junge duetsche studenten animiert Japanisch zu lernen. Standardantwort: Wir finden die Kultur toll xD
Das mussten wir auch schon nicht wieter ausführen, da ist die Mama schnell ins Nebenzimmer gewetzt und hat Chiharus kimono für offizielle Anlässe geholte. eine kleine modenschau gab es dann natürlich auch:

Bei so einer Farbenpracht bekommt man ganz schöne Stielaugen. ich hatte zwar schon einige schöne Kimonos in natura gesehen aber der hier ist schon ein wirkliches Prachtstück. Man beachte die langen Ärmel und die Fächer, die darauf zu erkennen sind.
So und jetzt könnt ihr euch mal vorstellen wie sich jemand fühlt der schon seit Ewigkeiten selbst einen Kimono haben will und auf einmal die Chance bekommt einen waschechten japanischen Kimono angezogen zu bekommen mitObi und allem drum und dran. Derjenige strahlt dann dochbestimmt wie ein Atomkraftwerk oder? ^^ und genau so sah Katha aus als Chiharu ihr anbot ihren Kimono von ihrer Mama Katha anzuziehen.

Nach einer langen Prozedur der Ankleidung konnte sich das Ergebnis wirklich sehen lassen. Der Kimono passte wie angegossenund Katha hat obendrein noch hunderte von Komplimenten geerntet, wie gut der Kimono ihr doch steht. Und dem kann ich mich nur anschließen. ^^
aber als wäre das noch nicht genug kam die Tante auch noch auf die Idee ihre alte Shamisen aus dem Schrank zu kramen, kurz einzusstimmen und uns ein Liedchen vorzuspielen.

Das einzige was diese Situation noch perfekter hätte machen können wäre gewesen wenn Chiharu und ihre Schwester Hanae zusammen einen Buyo Tanz im klassischen Outfit aufgeführt hätten, was sie als Kinder mal gelernt hatten.
Die Oma hat uns dann noch etwas über die Geschichte des Hauses erzählt. Scheinbar ist es ein sehr altes Bukeya noch aus der Edo Zeit, dass die zahlreichen Grundstücksreformen und Bombenagriffe des zweiten Weltkriegs so gut überstanden hat, dass fast alles noch in seinem ursprünglichen Zusstand erhalten geblieben ist. Außerdem ist es eines der einzigen Häuser in Tokyo, das wirklich noch im traditionellen Stil eines Samuraihauses gebaut ist.
Ein berühmter Maler (dessen Name unseren Gastgebern leider entfallen war) hat sogar ein Gemälde von dem Haus angefertigt, das anschließend in einem Lehrbuch für Grundschüler erschienen ist unter der Kathegorie "Alltagsleben in von damals und heute". Jetzt könnt ihr euch natürlich vorstellen dass wir bei solchen Informationen überhaupt nicht mehr aus dem Staunen rausgekommen sind und uns andauernd selbst gefragt haben, womit ausgerechnet wir die Ehre verdeint haben Gäste in so einem Haus zu sein. x__x
Der Abend wurde länger und länger, was unsere Gastgeber aber nicht davon abhielt weiter von ihrem Leben zu erzählen und uns fragen über unseres zu stellen. Nur Chiharus kleine Schwester Hanae schien ein bisschen ängstlich und gab nur selten ein paar Töne von sich. ich glaube sogra sie war ein bisschen fasziniert von mir und deshalb so leise. Aber warum eigentlich? So eindrucksvolle Sachen hab ich ja nun auch nicht von mir erzählt xDD

Ahso und da bald Hinamatsuri (Puppentag) und Mädchentag (3.3.) in Japan ist gab es im Haus auch superschöne Puppen zu bewundern.

Das einzige was jetzt noch gefehlt hätte wäre eine alte Samurairüstung in einer Vetrine oder auf einem Ständer und dazu vielleicht ein paat Katana. Tatsächlich möchte ich meinen einen Helm oder ein helmähnliches Teil gesehen zu haben, dass durchaus ein Stück einer solchen Rüstung hätte gewesen sein können. Leiderbin ich nicht auf den Gedanken zu kommen danach zu fragen. War wahrscheinlich eine komplette Gedankensperre ausgelöst von dieser schier grenzenlosen Faszination von der ganzen Atmosphäre dort xD

Naja auf jedenfall gab es dann noch einige Errinerungsfotos wie zum Beispiel das hier:

Aber irgendwas hieß es dann doch für uns "Ab nach Hause". Wie zu erwarten war wollten unsere Gastgeber uns gar nicht gehen lassen und wollten sich vergewissernn, dass wir auch ja wiederkommen und uns immer schön bei ihnen melden xD Dann haben wir noch gegenseitig Geschenke ausgetauscht und wurden von Chiharu noch zum Bahnhof geleitet, während aus weiter Ferrne noch die Rufe der Mama "Banzai!" zu hören waren ^^

Der nach hause Weg war dann noch gepflastert mit lauter "Oh mein Gott, ich kanns nicht glauben wie toll das war" und ähnlichen Sätzen xD

Das heute noch so ein unglaublicher Eindruck von unserem Japanaufenthalt entstehen würde hätte ich nicht gedacht als ich heute morgen verschlafen aus den Federn geklettert bin ^^

Hoffentlich geht es so weiter und wir treffen die netten Leute noch einmal bevor wir wieder nach hause fahren x3

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