Samstag, 1. Oktober 2011

Exploration in Mitaka

Okay also ich glaube der Eintrag wird der längste den ich je geschrieben habe, denn heute haben wir den ganzen Tag so viel erlebt und gemacht, dass es einfach nicht in ein paar Sätzen zusammenfassbar ist.
Zunächst erstmal habe ich mich gestern eeeendlich dazu durchgerungen ein Fahrrad zu kaufen. War zwar nicht ganz billig, aber in Mitaka kriegt man ohne Fahrrad einfach nicht viel gebacken. Natürlich kann man viele Strecken auch zu Fuß ablaufen aber das dauert auch super lange auf dauer und ist sehr hinderlich, wenn man mit Freunden i-was unternehmen will. Daher hab ich mir also ein Fahrrad gekauft, war nicht ganz billig aber dafür hab ich jede menge zubehör und einen Reparaturservice bei dem Laden, wo ich es gekauft habe gibt es auch, so brauche ich mir keine Sorgen machen wenn es mal kaputt gehen sollte.

Ausgerüstet mit nem Drahtesel ging es am nächsten Tag auch schon los auf große Tour durch Mitaka. Im Kurs über teemporäre Japanische Kultur mussten wir Gruppen bilden und gemeinsam mehrere Orte in Tokyo und Mitaka apklappern, um deren historische Bedeutung zu verstehen. Da wir letzte Woche keine Zeit hatten um eine selbstgeführte Tour durch die nähere Umgebung zu machen, wollten wir das heute nachholen.

Unser erstes Ziel war der Jindaiji-Tempel. Wobei es weniger ein einziger Tempel sondern ein riesiger Tempel-Schreinkomplex mit Parkanlagen und Restaurants war. Dementsprechend gab es dort auch eine Menge zu sehen. Angefangen mit dem Eingangstor (Seiteneingang, am haupteingang sind wir leider vorbei gefahren aber von dort aus hätte man bis zum Hauptgelände auch noch ewig lange laufen müssen, da dort keine Fahrräder erlaubt waren.) wurden wir von 2 nett aussehenden Götterstatuen,in einer Art Vortempel begrüßt.
Im Allgemeinen verkörpert der Jindaiji, das was man bei vielen anderen Schreinen und Tempeln auch finden kann. Man kann seine Wünsche auf Ema-holztäfelchen schreiben oder die Götter direkt um ihre Gunst bitten, Souveniers oder Glückslose kaufen, beten, Zeremonien beiwohnen etc.
Allerdings wären wir nicht hierhergekommen, wenn der Ort nicht irgendeine historische Bedeutung gehabt hätte. Tatsächlich gibt es in der Umgebung vom Tempel jede menge Überbleibsel aus alten Zeiten. In der Gegend wurde sehr aktive Landwirtschaft betrieben und dabei bedienten sich die Bauern so manch ausgeklügelter Techniken aber dazu später mehr. Zunächst einmal noch ein paar Details über den Jindaiji. Neben den ganzen Shintoistischen Einrichtungen gibt es auch buddhistische Bereiche, wie Friedhöfe, kleine Altare an denen man beten kann, kleinere Tempel und einen etwas außergewöhnlichen Haustierfreidhof.


Also wer zu seinem Haustier eine äußerst enge Beziehung gepflegt hat und diese nach dem Ableben des tierischen Kameraden noch weiterführen möchte kann dies hier tun. Größtenteils liegen hier natürlich Hunde un Katzen begraben, seltener auch Hamster, Mäuse und anderes Kleingetier. Einige Grabsteine wurden auch von örtlichen Firmen gesponsort und sprechen die Seelen aller hier liegenden Tiere an. Wobei ich denke, dass diese nur als Platzhalter fungurieren, bis jemand den Platz für sich beanspruchen möchte.
Da sich ein Gruppenmitglied von uns verspätet und sich danna uch noch verlaufen hat, sind wir von dort aus aber erst einmal zurück zum Eingang gegangen um ihn aufzugabeln. Das dies aber kein Schritt zurück war wird sich auch sofort herausstellen. Denn am Seiteneingang gab es eine Meile mit Ständen, Restaurants und Läden, die sich nur um eins drehte. Und zwar Soba. Die dünnen japanischen Weizennudeln sind der totale Renner in dieser Gegend und man kann dementsprechend alles mögliche kaufen. Soba-Kekse, Soba-Eis, Soba-chips, Soba-Brot, Soba-Reiskuchen etc. etc. etc. Hiermal eine kleine Auswahl davon:




Als wir unser verschollenes Mitglied endlich gefunden hatten sind wir auch direkt erstmal Soba essen gegangen. Prinzipiell kann man Soba sowohl kalt als auch warm genießen und in der Regel sind die gerichte die Soba beinhalten auch äquivalent mit Udon-gerichten. Sprich alles was man mit Soba bekommen kann gibt es auch mit Udon. Aber wir waren ja hier um Soba zu essen ^^


Das erste war meine Bestellung, Tanuki-Soba mit Gemüse, eine art tofu und sowas wie Brotkrümel. Die anderen beiden Gerichte von Jin und David waren kalte Soba und zwar Zaru-Soba. das sind eigentlich stinknormale Soba mit Seetang,die man aber noch nach Belieben würzen kann. Nachdem essen gab es noch einen kleinen Trunk, der glaube ich mit meersalz angereichert war, um die Verdauung zu erleichtern. Wusste gar nicht, dass soba so schwer zu verdauen sind, eigentlich hatte ich nie Probleme damit. Müsste man vielleicht nochmal recherchieren. Allerdings passte unser kleiner Gourmetabstecher ganz gut zu unserem Forschungsthema, denn wir sollen Esskultur inJapan untersuchen. Daher werden wir also noch mehr tolle Sachen essen müssen. Hach so macht Forschen echt Spaß ^^ Noch ein Wort zum Begriff Tanuki. Tanuki ist zwar eine Variante der Sobanudeln aber eigentlich heißt das Wort übersetzt Marderhund. Diese knuffigen Gesellen sind auch ein bekanntes Symbol für Mitaka, einen der einzigen Orte, wo Marderhunde noch leben sollen (hab aber leider noch keinen gesehen). Vielleicht kennt jemand den Anime Pompoko? Lustigerweise spielt dieser eben genau in Mitaka und beschreibt die Verdrängung der Natur durch den Menschen durch die Erlebnisse der Marderhunde in Mitaka. Marderhunden werden im shintôistischen Glauben ähnlich wie den Füchsen magische Fähigkeiten zugesprochen. Sie können sich und Teile ihres Körpers in alles Mögliche verwandeln um Unerkannt zu bleiben oder einfach weil sie Spaß daran haben.

Aber weiter im Text. Wieder auf der Soba-Meile haben wir uns noch schnell ein paar Sachen für unterwegs gekauft und sind dann weitergegangen um den restlichen Tempel zu erkunden.
Unweit vom Restaurant, wo wir gegessen haben, entfernt war auch gleich die Haupttempelanlage gelegen. Sehr idyllisch angelegt mit Pflanzen aller Art, unter annderem Pfirsichbäume, Pflaumenbäume und Kirschbäume wirkt der Bereich schon sehr naturverbunden und ist wahrscheinlichim frühling wenn alles blüht noch einen Tick schöner als jetzt. Aber wir sind bestimmt nicht das letzte mal hier gewesen.
Neben dem großen Schrein in der Mitte gab es auch noch einen kleinen Seitenbereich der mit Jizou-Statuen geschmückt sind. Jizous sollen auf die Seelen verstorbener Kinder aufpassen und haben meist ein rotes Tuch um den Hals. Auf einer Art Opferaltar für diese Kinderseelen findet man neben Rücherstäbchen, der betenden Leute, auch einige Süßigkeiten, die Kinder ja bekanntlich sehr mögen. Schon ein bisschen traurig, wenn man bedenkt, dass es hier um Kinder geht, deren Zeit eigentlich noch längst nicht gekommen wäre. Daher jetz mal wieder zu etwas erheiternderem. Damit hatten wir überhaupt nicht gerecht aber es gibt tatsächlich auf dem Gelände auch einen Altar für einen Soba-Gott. Das ist schon sehr amüsant, weil man sich da zu erst so Sachen denkt wie "Bei dem kann ich also darum bitten, dass meine Sobasuppe gelingen wird" oder dergleichen. Aber nagut es gibt ja in Japan unheimlich viele örtliche Gottheiten im Shintôismus warum soll es also nicht auch einen Gott für Soba geben?
Da sich die gelegenheit gerade bot und ich noch 200 yen locker hatte hab ich mein glück einfach mal beim Omikuji versucht. Omikuji ist eine Art Glückslotterie, die an vielen Schreinen und Tempeln durchgeführt werden kann. Man kauft einfach für 200 Yen ein Los, und schaut was auf dem Kärtchen drauf steht.
Lucky mme hat natürlich erstmal das größtmögliche Glückslos gezogen, mit der Aufschrift dass alle meine Wünsche in nächster Zukunft erfüllt werden. Na ich hoffe mal, dass das dann auch eintreffen wird ;)
So ich könnte jetz noch viel mehr über den Tempel und seine Einzelteile berichten aber da es noch mehr zu sagen gibt fahre ich einfach mal weiter im Text fort.
Als wir also mit dem Tempel durch waren, gingen wir ein paar Schritte weiter vom Seiteneingang zu einem kleinen Minimuseum, wo man erstmal sowas hier begutachten konnte:
Das ist ein Suisha, ein Wasserrad, dass früher zum mahlen von Getreide und ähnlichem Korn verwendet wurde. Das Rad, wie man es dort sehen konnte war noch original so wie es in der Edo-Zeitt einst gebaut wurde, wenngleich das angrenzende Museum auch nachgebaut werden musste. Im Museum waren fotos zwar verboten aber die wären aufgrund der Lichtverhältnisse dadrin eh nichts geworden. Überwiegend waren dort alte Feldwerkzeuge, Strohkörbe und ähnliche Behälter und sonstiges Bauern-equipment ausgestellt.
Nach einem kleinen Bummel auf den Straßen sind wir danna ber auch weiter gefahren. Zufälligerweise kamen wir auf dem Weg zu unserer nächsten Station an einem kleinen Omatsuri vorbei, bei dem wir spontan einfach mal ein bisschen mitgemacht haben. Der Schrein, dem dieses Fest gewidmet war, ist zwar relativ klein aber das Fest war dennoch sehr lebhaft und wurde vorallem für Kinder abgehalten wie es scheint.


Es gab jede menge kleiner Snacks zu essen, darunter sogar Hotdogs und frittierte Kartoffeln, allerdings alles in kleinen, kindgerechten Mengen aber auch sehr preiswert. Dazu wurde eine bühne aufgestellt, wo es später noch ein kleines Bühnenprogram gab. Das fand ich mal sehr spannend, da die Götter des Schreins 2 Hunde waren und die Vorführung vom Fest auch Stellen beinhaltete, wo sie mit vorkamen. Natürlich gespielt von kostümierten Schauspielern, die nebenbei bemerkt auch alles Kinder waren. Die begleitenden trommeln wurden auf von Kindern gespielt, nur die Flöte wurde von einer scheinbar erfahreneren Frau gsspielt. Dieses Schauspiel hat mich irgendwie ziemlich fasziniert, da man in dem Fall wirklich das Gefühl hatte, dass die Götter jetzt aus dem Schrein gekommen sind um mit den Menschen, die sie verehren, zu feiern. Im Endeffekt ist das ja auch genau der Sinn eines Omatsuris, sich gemeinsam mit den Göttern zu vergnügen und sie den Mitgliedern der Gemeinde näher zu bringen, zum gegenseitigen Wohlwollen. Hierbei hat man wirklich dieses Gefühl gehabt, soo greifbar wie die mythischen Gestalten auf einmal vor einem standen.
Ich hab sogar ein kurzes Video davon gedreht:


Als nächstes sind wir zu einem der letzten Reisfelder in Mitaka gefahren. Da dieses jedoch am anderen Ende der Stadt situiert war und es mittlerweile dunkel wurde konnte man leider nicht mehr so viel davon erkennen. Außerdem war es auch relativ klein, dafür, dass dort ja Reis angebaut wird, den ganz Japan als Grundnahrungsmittel verwendet. Hat wahrscheinlich größtenteils symolischen Charakter. Als nächstes ging es zum Chôfu Airfield einer ehemaligen Flugzeugwerkstatt, die noch ein Überbleibsel aus dem zweiten Weltkrieg ist. Heute wird sie allerdings nur noch für den Flugverkehr mit kleineren Segelflugzeugen genutzt. Da das Gelände sehr weiträumig ist und zum Verweilen einlädt, gibt es jedoch hier und dort Warnschilder, dass man keine Drachen steigen lassen sollte.

Als wir dann damit fertig waren ging es dann auch heimwärts, wo wir noch ein bisschen auf dem Bakayama gesessen und ne kleine Party zu 6t gemacht haben.

So. Puh jetzt bin ich aber auch ganz schön fertig von so viel Getippe ^^'
Alles in allem war es echt ein langer aber hammerguter Tag mit meiner Gruppe und eine gute Einweihung für mein neues Fahrrad.

Also Leute machts gut und bis zum nächsten Mal!

3 Kommentare:

  1. Glückwunsch zum Drahtesel
    Du willst wohl sportlich aktiv werden

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  2. Ich glaube es wäre sportlicher immer zu Fuß zu laufen hier ^^ Mit Fahrrad geht vieles echt schneller und einfacher

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