Aber eins nach dem anderen.
Nachdem das meiste geklärt war, wurden wir alle in Gruppen aufgeteilt und zu unseren Bussen beordert. (Widererwarten ging es für meine Gruppe nicht nach Kesennuma sondern nach Rikuzen) Bis zu dem Zeitpunkt kam einen das Ganze noch wie eine Klassenfahrt vor. Während der Fahrt hat unser Gruppenführer mit diversen Eisbrecherspielchen dafür gesorgt, dass sich jeder vorstellen durfte und sich mit allen anfreunden konnte. Somit war jeder eingebunden und selbst die stillsten Mäuschen waren nach und nach bei allen anderen bekannt. Jeder hatte auch einen “Buddy“ damit man leichter feststellen konnte, wenn jemand fehlte und dass man gleich zu Anfang jemanden hatte, mit dem er sich versteht und etwas über eventuelle Erfahrungen und Erwartungen zum Volunteering plaudern konnte.
Später Ankunft in Tono, eine Kleinstadt die etwas weiter weg vom Meer liegt. Hier übernachteten wir in einem Gemeinschaftszentrum mit 2 Räumen, jeweils für Mädchen und Jungs, 2 Bädern und einer Küche. Es war zwar noch kein Winter dort aber in den Nächten konnte es schon etwas kalt werden. Zum Glück waren die Schlafsäcke vom Religious Center der ICU schön dick und isolierend, von daher hatte ich da nicht wirklich Probleme außer kalte Ohren am Morgen. Am Abend hatten wir dann immer einen Gasofen an, der aber wegen Brandgefahr über Nacht aus war. Übrigens wird in der kalten Jahreszeit überall mit Hinweisbannern darauf hingewiesen mit Feuer sorgsam umzugehen um Brände zu vermeiden. Gasöfen sind also scheinbar gut benutzt in Japan.
Am ersten Tag gab es noch nicht viel zu tun, da wir ja auch um ca. 18 Uhr angekommen sind. Also haben wir in einer kleinen Besprechungsrunde geklärt wie der Einsatz am nächsten Tag aussehen wird, wann wir aufstehen müssen und sonstigen organisatorischen Kram. Nicht viel später ging es dann auch schon in die Schlafsäcke.
Zweiter Tag mit Morgenapell beim Social Center in Tono. Wir und die anderen Gruppen erhielten ein paar Grußworte von den Einsatzleitern und unsere genauen Einsatzorte in Rikuzen. Für unsere Gruppe ging es an die Küste, nah eines ehemaligen Dorfes.
Natürlich war von dem Dorf nicht viel übrig. Der Tsunami hat wirklich unglaublichen Schaden angerichtet. Obwohl vieles schon beseitigt wurde gab es immer noch sehr viele zerstörte Häuser, Container, die eigentlich im Hafen sein sollten, auf Grund gelaufene Schiffe etc. Unsere Hauptaufgabe bestand darin einen durch Schlamm blockierten Fluss wieder zum fließen zu bringen um einerseits das schmutzige teils toxische Wasser zu beseitigen und das klare Wasser wieder fließen zu lassen.

Nach dieser vitalisierenden Baderunde ging es zum Supermarkt einkaufen. Wir hatten vor uns Curry-Reis und Onigiri (Reisbällchen) zu machen. Genau das taten wir dann auch in der Gemeinschaftsküche im Zentrum. Es war richtig klasse mit allen zusammen das Essen zuzubereiten. Arbeitsteilung die funktioniert ist aber auch eine tolle Sache.
Als wir gegessen hatten kam noch ein anderer Volunteer der Aufseher bei einer anderen Gruppe waren und mit ihm hatten wir immer unsere täglichen Errungenschaften ausgetauscht. Ehrlich gesagt klang das, was er gemacht hat viel interessanter. Er hatte viel mehr mit den Menschen vor Ort zu tun und half ihnen direkt bei Aufbauarbeiten und Verteilertätigkeiten. Dennoch war er von unserer Arbeit auch immer ziemlich beeindruckt. Auf jeden Fall auch eine nette Sache sich mit erfahrenen Volunteers auszutauschen. Danach gab es noch eine Massenmassage und danach ab in die Falle.
Am Abend wurde wieder gekocht, gebadet und sich ausgetauscht und das war es auch schon.
Am letzten Einsatztag haben wir noch das Umland etwas vom Salzwasser befreit so gut es ging und am Abend gab es noch eine Einschätzung von allen Teilnehmern zum Einsatz, der allgemein sehr positiv und Dank unseres Teamleiters sehr amüsant gestaltet war. Dieser war am Ende auch so heiser, dass er einen “Dolmetscher“ brauchte, der für ihn sprach xD

Am letzten Tag hieß es aufräumen und ab nach Hause. Wieder mit ein paar Zwischenstopps an einigen Raststädten. Abends kamen wir dann wieder bei der Nippon Foundation an, wo wir alle eine Teilnahmebescheinigung erhielten und mit stolzer Brust nach Hause gingen.
Mein Fazit vom Einsatz: Es war eine unheimlich tolle Erfahrung. Zusammen mit allen arbeiten, kochen und leben ist schon ziemlich klasse. Und man fühlt sich gut, wenn man so wie ich endlich mal direkt etwas für die Betroffenen tun konnte. Zwar blieb die Rückkopplung bei unserer Tätigkeit meist aus aber an einem Tag als wir unsere Tageszusammenfassung bekamen, hielt ein Auto an und ein Mann stieg aus, da er sich direkt bei uns für unsere Hilfe bedanken wollte. Das war schon sehr ermutigend weiter zu helfen.
Zwar sind seit der Katastrophe schon ein Jahr und mehrere Wochen vergangen aber es gibt immer noch eine Menge zu tun. Und ich kann jedem, der direkt etwas tun möchte nur raten auch mal als Volunteer nach Tôhoku zu gehen nicht nur um den Leuten dort beim Wiederaufbau zu helfen sondern auch um wertvolle Erfahrungen in der Gruppe zu sammeln.
Super Cool das es jetzt weiter geht. Dachte schon du hast mit dem Blog aufgehört :P
AntwortenLöschenGruß
Alex