Ja, wie man es aus dem Titel schon entnehmen kann ging es letztendlich nicht nach Kesennuma sondern Rikuzen. Auch Rikuzen liegt sehr nahe am Meer und wurde mit unter am schwersten getroffen, als der Tsunami zugeschlagen hat.
Aber eins nach dem anderen.
Erst einmal ging es für uns zum Hauptquartier der Nippon Foundation, wo es eine kleine Einführung für alle Volunteers gab. Gesponsert von der Nippon Foundation ist das Road Projektt Gakuvo (Kurzform für Gakusei Voluntering also Studenten Volunteering) eine Möglichkeit für Studenten als Volunteer in den vom Tsunami getroffenen Gebieten aktiv mitzuhelfen und Erfahrungen als Volunteer zu sammeln. Es kamen mehr als 100 Studenten von vielen japanischen Hochschulen, nicht nur Tokyo sondern auch Westjapan und andere Gebiete, um als Volunteer mitzuhelfen. Bei der Einführung wurden wir auf das Bevorstehende mental vorbereitet, worauf man zu achten hat bei arbeiten in den Gebieten sowohl, wie man sich zu verhalten hat gegenüber Betroffenen und wie man sich selbst am besten vorbereiten kann. Auf jeden Fall ist die Arbeit sehr hart und viele sind es vermutlich nicht gewöhnt von daher ist bei der Arbeit das allererste Gebot seine Kräfte einzuteilen und wenn es gar nicht mehr geht auch mal Pause zu machen, denn die eigenen Gesundheit geht immer vor.
Nachdem das meiste geklärt war, wurden wir alle in Gruppen aufgeteilt und zu unseren Bussen beordert. (Widererwarten ging es für meine Gruppe nicht nach Kesennuma sondern nach Rikuzen) Bis zu dem Zeitpunkt kam einen das Ganze noch wie eine Klassenfahrt vor. Während der Fahrt hat unser Gruppenführer mit diversen Eisbrecherspielchen dafür gesorgt, dass sich jeder vorstellen durfte und sich mit allen anfreunden konnte. Somit war jeder eingebunden und selbst die stillsten Mäuschen waren nach und nach bei allen anderen bekannt. Jeder hatte auch einen “Buddy“ damit man leichter feststellen konnte, wenn jemand fehlte und dass man gleich zu Anfang jemanden hatte, mit dem er sich versteht und etwas über eventuelle Erfahrungen und Erwartungen zum Volunteering plaudern konnte. 2 Stops in Saitama und Sendai waren auch mit eingeplant um ein bisschen Mittag zu verspachteln. Dazu muss ich sagen, dass die Raststätten an denen wir waren schon echt Restaurantatmosphäre hatten. Selbst die Tatsache, dass Souvenirstände gleich neben an standen hat das nicht wirklich beeinflusst. Schon nicht schlecht.
Später Ankunft in Tono, eine Kleinstadt die etwas weiter weg vom Meer liegt. Hier übernachteten wir in einem Gemeinschaftszentrum mit 2 Räumen, jeweils für Mädchen und Jungs, 2 Bädern und einer Küche. Es war zwar noch kein Winter dort aber in den Nächten konnte es schon etwas kalt werden. Zum Glück waren die Schlafsäcke vom Religious Center der ICU schön dick und isolierend, von daher hatte ich da nicht wirklich Probleme außer kalte Ohren am Morgen. Am Abend hatten wir dann immer einen Gasofen an, der aber wegen Brandgefahr über Nacht aus war. Übrigens wird in der kalten Jahreszeit überall mit Hinweisbannern darauf hingewiesen mit Feuer sorgsam umzugehen um Brände zu vermeiden. Gasöfen sind also scheinbar gut benutzt in Japan.
Am ersten Tag gab es noch nicht viel zu tun, da wir ja auch um ca. 18 Uhr angekommen sind. Also haben wir in einer kleinen Besprechungsrunde geklärt wie der Einsatz am nächsten Tag aussehen wird, wann wir aufstehen müssen und sonstigen organisatorischen Kram. Nicht viel später ging es dann auch schon in die Schlafsäcke.
Zweiter Tag mit Morgenapell beim Social Center in Tono. Wir und die anderen Gruppen erhielten ein paar Grußworte von den Einsatzleitern und unsere genauen Einsatzorte in Rikuzen. Für unsere Gruppe ging es an die Küste, nah eines ehemaligen Dorfes.
Natürlich war von dem Dorf nicht viel übrig. Der Tsunami hat wirklich unglaublichen Schaden angerichtet. Obwohl vieles schon beseitigt wurde gab es immer noch sehr viele zerstörte Häuser, Container, die eigentlich im Hafen sein sollten, auf Grund gelaufene Schiffe etc. Unsere Hauptaufgabe bestand darin einen durch Schlamm blockierten Fluss wieder zum fließen zu bringen um einerseits das schmutzige teils toxische Wasser zu beseitigen und das klare Wasser wieder fließen zu lassen. Also rein in die Schutzanzüge ran an die Schaufeln und Schlamm beseitigen. Es war echt eine tolle Erfahrung mit allen zusammen zu arbeiten und gemeinsam so viel zu schaffen. Bereits am ersten Vormittag hatten wir so viel geschafft, dass man erst einmal wieder sehen konnte wo der Fluss lang verläuft. Um 1 war Mittagspause. Das bestand in der Regeln immer aus Instand Nudelsuppen und Obst ^^‘ Tja mehr ist aber auch leider nicht drin wenn man mit einem Reisebus unterwegs ist. Nahrungsmittel haben wir auch größtenteils alle selbst mitgebracht, da man meist noch davon ausgehen sollte, dass es in einigen Gebieten nach wie vor eine Knappheit an Nahrungsmitteln gibt und die wenigen Nahrungsmittel, die es gibt für die Anwohner gedacht ist. In Rikuzen und Tono war das aber nicht mehr der Fall, insofern hat sich die Gegend schon wieder ganz gut erholt. Um 2 Uhr ging es dann weiter und wir arbeiteten noch bis 17 Uhr weiter. Dann gab es eine Art Zwischenreport von unserem Aufseher, was wir schon geschafft haben und was noch zu tun ist.
Danach ging es erst mal nach Hause. Nach getaner Arbeit und bei den doch noch relativ warmen Temperaturen schwitzt man doch schon ganz schön vor sich her. Daher ging es erst mal in ein Badehaus in der Nachbarschaft. Das ist auch eine sehr gute Sache wenn sich der Muskelkater langsam breit macht. Da tut so ein heißes Bad schon echt gut. Das wissen auch die Bauarbeiter in der Gegend, weshalb wir uns öfter mit ihnen unterhalten. Mit Ausländern kommen sie zwar nicht so oft in Kontakt aber umso größer war dann auch immer das Interesse daran zu erfahren, warum wir gerade als Volunteer hier unterwegs machen, oder was wir generell in Japan tun.
Nach dieser vitalisierenden Baderunde ging es zum Supermarkt einkaufen. Wir hatten vor uns Curry-Reis und Onigiri (Reisbällchen) zu machen. Genau das taten wir dann auch in der Gemeinschaftsküche im Zentrum. Es war richtig klasse mit allen zusammen das Essen zuzubereiten. Arbeitsteilung die funktioniert ist aber auch eine tolle Sache.
Als wir gegessen hatten kam noch ein anderer Volunteer der Aufseher bei einer anderen Gruppe waren und mit ihm hatten wir immer unsere täglichen Errungenschaften ausgetauscht. Ehrlich gesagt klang das, was er gemacht hat viel interessanter. Er hatte viel mehr mit den Menschen vor Ort zu tun und half ihnen direkt bei Aufbauarbeiten und Verteilertätigkeiten. Dennoch war er von unserer Arbeit auch immer ziemlich beeindruckt. Auf jeden Fall auch eine nette Sache sich mit erfahrenen Volunteers auszutauschen. Danach gab es noch eine Massenmassage und danach ab in die Falle.
Der dritte Tag war auch nicht großartig anders. Nur, dass der Leiter des Gemeinschaftszentrums uns eine Misosuppe zum Frühstück gemacht hat und das war bei den doch schon ziemlich kalten Temperaturen am Morgen eine willkommene Geste. Dann ging es zum Einsatz. Inhaltlich ist nicht wirklich was anderes passiert als am zweiten Tag von daher überspringe ich einfach mal die Details und sage einfach nur dass der Fluss jetzt schon wieder am fließen war. Da das schon schneller geschehen ist als geplant haben wir uns am Tag danach noch etwas um das Umland gekümmert.
Am Abend wurde wieder gekocht, gebadet und sich ausgetauscht und das war es auch schon.
Am letzten Einsatztag haben wir noch das Umland etwas vom Salzwasser befreit so gut es ging und am Abend gab es noch eine Einschätzung von allen Teilnehmern zum Einsatz, der allgemein sehr positiv und Dank unseres Teamleiters sehr amüsant gestaltet war. Dieser war am Ende auch so heiser, dass er einen “Dolmetscher“ brauchte, der für ihn sprach xD
Am letzten Tag hieß es aufräumen und ab nach Hause. Wieder mit ein paar Zwischenstopps an einigen Raststädten. Abends kamen wir dann wieder bei der Nippon Foundation an, wo wir alle eine Teilnahmebescheinigung erhielten und mit stolzer Brust nach Hause gingen.
Mein Fazit vom Einsatz: Es war eine unheimlich tolle Erfahrung. Zusammen mit allen arbeiten, kochen und leben ist schon ziemlich klasse. Und man fühlt sich gut, wenn man so wie ich endlich mal direkt etwas für die Betroffenen tun konnte. Zwar blieb die Rückkopplung bei unserer Tätigkeit meist aus aber an einem Tag als wir unsere Tageszusammenfassung bekamen, hielt ein Auto an und ein Mann stieg aus, da er sich direkt bei uns für unsere Hilfe bedanken wollte. Das war schon sehr ermutigend weiter zu helfen.
Zwar sind seit der Katastrophe schon ein Jahr und mehrere Wochen vergangen aber es gibt immer noch eine Menge zu tun. Und ich kann jedem, der direkt etwas tun möchte nur raten auch mal als Volunteer nach Tôhoku zu gehen nicht nur um den Leuten dort beim Wiederaufbau zu helfen sondern auch um wertvolle Erfahrungen in der Gruppe zu sammeln.
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Super Cool das es jetzt weiter geht. Dachte schon du hast mit dem Blog aufgehört :P
AntwortenLöschenGruß
Alex